Kirche & Dorf
Barockisierung
Bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche durch das Einbrechen von Ovalfenstern, sog. Ochsenaugen, stärker dem Lichteinfall geöffnet. Dieser Effekt wurde jedoch durch den gleichzeitigen Einbau der Empore im Kirchenschiff gleich wieder zunichte gemacht.
Die Empore zeigt die Passions- und Ostergeschichte Jesu sowie mit Darstellungen von Himmelfahrt, Pfingsten, Steinigung des Stephanus und Pauli Bekehr den Beginn der Kirchengeschichte. Die Gestaltung stammt vom aus Kirchenlamitz stammenden Kirchenmaler Radius. Es wurden aber auch Tafelbilder aus früherer Zeit in die Emporenfelder eingesetzt.
Im Jahr 1700 erwarb Wolf Christoph von Schmidt, Oberumgelder aus Hof, die Burg in Schloßgattendorf mit der Herrschaft über Gattendorf und Oberhartmannsreuth und begann mit umfangreichen Bautätigkeiten im barocken repräsentativen Stil. So entstand 1704 bis 1708 der Pfarrhof und 1708 ein freistehender Kanzelaltar vom Hofer Bildhauer Johann Nikolaus Knoll. Eine Mosesfigur, die wohl die Kanzel trug, eine Johannesstatue und ein Engel stammen vermutlich ebenfalls aus seiner Hand, sind aber schwer beschädigt. Letzterer wurde Ende der 1990er Jahre konserviert und im Turmraum aufgehängt.
Von diesem ersten Knollschen Altar wurden später die Figuren von Jesus und den vier Evangelisten übernommen.
Auch der kniende Taufengel ist eine Arbeit Johann Nikolaus Knolls.
Im zweiten Abschnitt der Barockisierung lässt Johann Daniel von Schmidt, Sohn Wolf Christoph von Schmidts, durch Wolfgang Adam Knoll, Sohn Johann Nikolaus Knolls, den jetzigen Kanzelaltar sowie den Orgelprospekt fertigen.
Außerdem veranlasst Johann Daniel von Schmidt den Anbau der Patronatsherrengruft und der Patronatsherrenloge an die Kirche. Die Gruft wurde bis 1857 von Angehörigen der jeweiligen Patronatsherrschaft genutzt.
Schließlich lässt er auch noch den Turm zu seiner heutigen Form aufstocken.
Auch das Kirchengestühl stammt zumindest aus dem 18. Jahrhundert. Seit dem Einbau der Empore standen die Bänke im Kirchenschiff als sog. Frauengestühl ausschließlich Frauen zur Verfügung. Die Männer fanden, getrennt nach Bauern- und Handwerkerstand, auf hölzernen Sitzbalken auf der Empore Platz. Die Besonderheit des Gestühls ist, dass teilweise noch die Namen der früheren Kirchenstuhbesitzerinnen zu lesen sind. Einige dieser Name lassen sich auch heute noch in der Kirchengemeinde finden.
Anfang 2009 kehrte noch ein Schmuckstück, eine Kinder-Totenkrone aus dem Jahr 1776, in die Kirche zurück. Auf dem Konsolenbrett ist zu lesen: „Anna Barbera Seelin ist gebohrn zu Untergattendorf. Anno 1774 den 23. August, starb seelg im Herrn den 11. Julii 1776 ihres Alters 2 Jahr weniger 6 Wochen.“ Die Totenkrone ist die einzige die noch in der Kirchengemeinde verblieben ist. Weitere Stücke sind im Freilandmuseum Bad Windsheim ausgestellt.
Wohl der jüngste Bestandteil der Kirchenausstattung ist ein Taufstein, der 1854 von einer Hofer Familie gestiftet wurde. Er steht im Turmraum und wird nicht aktiv für Taufhandlungen genutzt.
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